12.2. - 7.3.2010
Ausstellung, Galerie

Otto Dressler (1930 – 2006)

Vom Erbe der Väter zum Wahnsinn der Enkel

Otto Dressler wurde 1930 im Rheinland geboren, würde in diesem Jahr 80 Jahre, übersiedelte 1960 nach Moosbach bei München und verstarb dort im Jahr 2006. Seit 1980 war er Mitglied des Künstlerhauses. Als Kind erlebte er den Zweiten Weltkrieg, Tieffliegerangriffe, war beim Bombenangriff in Wiesbaden verschüttet und sah erste getötete Menschen.

Um sein künstlerisches Anliegen, das sich gegen Hass und Gewalt, gegen Krieg und sinnloses Töten richtet, hautnah an das Publikum heranzutragen und direkter vermitteln zu können, sucht der Aktionskünstler Otto Dressler – der sich selbst als Verfremder bezeichnet – für seine Aktivitäten alternative Orte außerhalb des herkömmlichen musealen Bereichs. Für seine Arbeit entdeckt er die „Verfremdung“ als adäquate Kunstform, wobei es um das Umfunktionieren von Situationen und Beobachtungen im täglichen Leben geht, sodass sie gegen jegliche Gewohnheiten neu wahrgenommen und bewusst werden.

Um die Aufmerksamkeit einer möglichst großen Anzahl von Menschen zu erreichen, entwickelt Otto Dressler eine ins Auge springende, provokante, fast plakative Bildsprache unter Einbeziehung realer Gegenstände und Motive, die er zu faszinierenden und beeindruckenden Bildobjekten von oft beklemmender Aussage verfremdet, die mit themenbezogenen Texttafeln verstärkt wird. Innerhalb der Ausstellungen stellt die Aktion stets einen wesentlichen Bestandteil der Gesamtpräsentation dar, indem das Publikum diskursiv und performativ einbezogen ist, praktisch an der Entstehung des Kunstobjekts mitwirkt und so zum Akteur des Geschehens wird.

Der engagierte und überzeugte Pazifist Otto Dressler sucht die Begegnung mit Menschen an Orten, die dem kritischen Dialog entgegenkommen - z. B. Messen, Bürgerfestivals, Rathäuser oder Fußgängerzonen. So erlebten tausende Passanten seine Kunstaktion gegen Nationalismus, Gewalt und Krieg in einem Kaufhausschaufenster am belebten Berliner Kurfürstendamm oder die Aktion „Im Namen des Volkes“ in der stark frequentierten U-Bahn-Passage am Wiener Karlsplatz.

Mit seiner Einzelpräsentation 1983 in Moskau stellte Otto Dressler die Kunstform „Aktion“ erstmals in der damaligen UDSSR vor; ebenso 1988 in Kairo und Sofia. Seine offiziellen Beiträge für die Bundesrepublik Deutschland erhielten 1987 auf der 12. internationalen Biennale der Ostseeländer Rostock und 1988 auf der 3. Internationalen Biennale von Kairo jeweils den Biennale-Preis. Otto Dressler fing als Steinbildhauer an und baute 43 Kriegerdenkmäler gegen gewaltsames Töten. Nach der deutschen Wiederaufrüstung beginnt er neu nun als Verfremder und Aktionist, um das Thema, das seine Kindheit und Jugend prägte, das sein gesamtes künstlerisches Wirken bestimmte und nach wie vor von erschreckender Aktualität ist, den Betrachtern, den Menschen, immer wieder mahnend ins Bewusstsein zu rufen.

Die Ausstellung „Vom Erbe der Väter zum Wahnsinn der Enkel“ in Erinnerung und zu Ehren unseres verdienten Mitglieds Otto Dressler vereint eine Auswahl an ca. 90 Exponaten – Objekte, Bildkästen und Texttafeln – der letzten 20 Jahre seines Schaffens, das mit einem Video seiner Aktionen und Fernsehbeiträgen ergänzt wird.

Joachim Lothar Gartner, Kurator

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