22.11. - 15.12.2013
Ausstellung, Passagegalerie

In Passing 19

Marina Faust, Sherine Anis, Nicolas Jasmin

In dem Projekt “In Passing 19” kommt es zu einer (in)direkten Auseinandersetzung mit der speziellen Situation des Ausstellungsraumes als Künstlerhaus Passagegalerie. Kuratorin: Ursula Maria Probst

In ihrer Installation “form follows fantasy__p1” wirft Sherine Anis die Frage auf, wie der Übergang von der Welt des Formlosen zur Materie im künstlerischen Prozess von einer Anzahl von Entscheidungen begleitet ist, die sich gleichzeitig in einem Zustand des Vorläufigen durchdringen.

Mit ihren „Strati Portraits“ schafft Marina Faust durch ihr fotografisches Portraitieren des Gegenübers und durch den Blick des „Anderen“, der dabei auf sie als Fotografin zurückgeworfen wird,  einen erweiterten Begriff des Selbstporträts. Ihre „Strati Portraits“ gestaltet Marina Faust durch das Übereinanderkleben von Schichten zu Collagen. Marina Faust konstruiert mit ihren “traveling chairs” Stühle auf Rädern mit welchen man die Ausstellung aus einer anderen, neuen Perspektive und in Bewegung betrachten kann.

In „7 Paintings as a Portrait of an American Artist (1938-1973)” zeichnet Nicolas Jasmin ein Porträt  des amerikanischen Künstlers Robert Smithson, indem er eine Auswahl von Songtiteln und Musikgruppen aus Smithsons Plattensammlung im Stil seiner Tracklist Paintings malerisch und textuell neu codiert.
 
“Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke” (Susan Sontag)
 

Sherine Anis
form follows fantasy__p1, 2013, Installation

Von der Welt der formlosen Immateriellen zur Welt der Materie und endlosen Formen sind die Entscheidungen unendlich. Prozesse inkludieren Gedanken, Material, Zeit und Imagination, die in der Welt des Unfassbaren, dann zu einem Prozess eingeschlossen werden bis hin zur gegenwärtigen Struktur. Diese bleibt vorläufig, um vorläufig gesehen zu werden. Peter konnte sich nicht begnügen, im Vorläufigen zu bleiben und die Struktur des doppelten Anfangs von verschiedenen Standorten aus zu beleuchten. Es war genug zu erklären, dass man schon beschriftet sein muss, um zu schreiben, und schon angefangen sein muss, um anzufangen.
So wie jetzt.
(Sherine Anis, November 2013)
 

Marina Faust
The Strati Portraits, 2012-2013, Fotografie

Eine Serie von Selbstporträts
Die Strati Portraits sind keiner fotografischen Kategorie untergeben. Jeder ist potentielles Modell.
Die für eine Sitzung kreierte Situation ist eine künstliche, auch wenn dahinter eine Beziehung oder Freundschaft steht. Der Prozess ist ein artifizieller und der Moment indem sich Subjekt und Fotograf gegenüber sitzen unnatürlich, die Natürlichkeit, die unter Umständen entstehen kann, eine gespielte. Auch ist es nicht meine Absicht der ‚Realität’ der Person nahe zu kommen, sie so zu zeigen wie sie zu sein scheint. Die ‚Strati Portraits’ spiegeln Isolation, meine Abhängigkeit des Blickes meines Vis a Vis und das Anliegen mein Gegenüber so zu porträtieren, wie ich es mir vorstelle. Der Blick auf mich ‚hält auch mich fest’. In diesem Sinne sind die ‚Strati Portraits’ Selbstporträts. Ich existiere im und durch den Blick des ‚Anderen’, bin der Macher, derjenige, der für das Subjekt da ist.

Die ‚Strati Portraits’ sind Collagen aus Seidenpapier, das für das Verpacken von Waren verwendet wird. Es ist ein fragiles Material, das Kurzlebigkeit evoziert. Seine Durchsichtigkeit erlaubt einen Einbezug der Wand oder des Untergrundes, an dem es angebracht wird und erzeugt somit einen Raum. Die unvorhersehbare und unregelmäßige Qualität des Druckers, der Seidenpapier nicht annimmt und daher getäuscht werden muss, unterstützt den Prozess eines Hin und Her zwischen mir und dem Subjekt, des Wunsches nach Perfektion und des Verlierens der Kontrolle. Ausgewählte Formen werden wiederholt ausgeschnitten und wie Schichten übereinander geklebt, was die Collagen zu Reliefs und somit zu plastischen Arbeiten macht. Die Schichten konstruieren das Relief, doch nur eine einzige, die oberste Schicht, ist sichtbar.

Erich von Stroheim verlangte in seinen Kostümfilmen von seinen Schauspielern, dass auch ihre Unterwäsche historisch zu sein habe, damit ihre innere Haltung und Gestik durch das Bewusstsein dieser durch und durch unterstützt sei. Die unsichtbare Schicht der Kleidung war für das Spiel ausschlaggebend.
(Marina Faust, November 2013)
 

Marina Faust
Traveling Chairs, Variable Dimensionen, 2010-2011, Holz, Metal, Gummi, Vinyl

Als ich im Jahre 2003 die Vorbereitungen für die Dreharbeiten meine Filmes Gallerande begann, habe ich mich entschlossen, nicht die klassischen Rollstühle für die Kamerafahrten zu verwenden (eine Methode, die anstatt teurer Schienen oft angewendet wird) sondern eigene traveling chairs zu konstruieren (traveling ist der englische Ausdruck für Kamerafahrt).  Ich behielt die Idee des traveling chairs als solche und konstruiere weiter Stühle auf Rädern mit denen man eine Ausstellung aus einer anderen Perspektive und in Bewegung betrachten kann.  Die traveling chairs können nur zu zweit verwendet werden, es ist ein Zusammenspiel zwischen dem Schieben und dem geschoben werden; die im Raum stehenden traveling chairs stehen für die Besucher zur Verfügung.
(Marina Faust)
 

Nicolas  Jasmin, 7 Paintings as a Portrait of an American Artist (1938-1973), 2013, 33 x 21 cm Mischtechnik auf Jute
In seinen Tracklist Paintings greift Nicolas Jasmin Titel von Liedern und die Namen der interpretierenden Musikgruppen auf, die er in unterschiedlicher Anordnung zu neuen textuellen Verweisen gruppiert. Dadurch erscheinen Texttafeln wie Kurzgedichte in Tradition des japanischen Haiku Stils. Der Betrachter kann die Texte wie Geheimbotschaften, Handlungsanweisungen oder to-do lists lesen. Im aktuellen Fall zeichnet die Werkgruppe (sieben Bilder) ein metaphorisches Porträt des amerikanischen Künstlers Robert Smithson durch eine Auswahl, die Nicolas Jasmin aus Smithsons Schallplattensammlung gemacht hat.


www.marinafaust.com

www.nicolasjasmin.com

 



 

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