19.9.2014 - 6.1.2015
Ausstellung, Erdgeschoß

600Mio.

Freunde und Komplizen



www.k-haus.at/600mio

Kuratiert von: Barbara Steiner


Was ist das Künstlerhaus wert? – Was ist Gemeinschaft wert?
 
Im Jahr 1996 bot ein japanischer Investor 600 Millionen Schilling für Grundstück und Gebäude der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs. Seitdem ist das Interesse am Haus gewachsen während die öffentliche und auch die ganz individuelle Aufmerksamkeit an der Künstlervereinigung abgenommen haben. Ist nun tatsächlich der einzig verbliebene Vermögenswert das Haus?
 
Das Künstlerhaus, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs hat in seiner über 150-jährigen Geschichte viele Turbulenzen erlebt: von der selbstorganisierten, unabhängigen Künstlerschaft hin zu wechselnden Abhängigkeiten von staatlichen Institutionen, Unternehmen und Privatpersonen, von Verkaufs- und Besuchsrekorden bis hin zum wirtschaftlichen Beinahe-Bankrott und zur Teilschließung. Auch wenn es die von Präsident May (1945–1954) lakonisch benannte „Periode der Fortwurstelei“ gegeben haben mag, finden sich auch Phasen, in denen man auf wirtschaftliche Herausforderungen aktiv reagierte und geradezu kühne Konzepte entwickelte, die erfolgreich zwischen künstlerischen, gesellschaftlichen und kommerziellen Agenden balancierten. Die wichtigsten Überlegungen werden in 600 Mio. - Freunde und Komplizen vorgestellt und diskutiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung 600 Mio. - Freunde und Komplizen stehen Zahlen. Sie bilden monetäre Werte ab, die mit der Geschichte der Künstlergemeinschaft verknüpft sind. Der Untertitel hebt die Rolle von Freundschaft und Komplizenschaft als zentrale Aspekte in der Geschichte der Institution hervor, wobei Komplizenschaft in doppelter Hinsicht zu verstehen ist: zum einen im Sinne einer strategischen Verbindung, die es erlaubt, emanzipative Vorhaben durchzusetzen, zum anderen im Sinne einer Verstrickung in wirtschaftliche und politische Machtverhältnisse.
 
Die Ausstellung stellt die Frage, wie man im Feld der Kunst auf eine zunehmende gesellschaftliche Ökonomisierung reagieren bzw. wie eine Kunstinstitution im wirtschaftlichen Bereich agieren kann, ohne die Gemeinschaft und das Gemeinwohl aus den Augen zu verlieren. Die Ausstellung 600 Mio. - Freunde und Komplizen untersucht die 150-jährige Geschichte des Künstlerhauses und richtet den Blick gleichermaßen in die Zukunft, indem sie fragt: was wäre wenn? So werden historische Formate – wie permanente Ausstellung, Atelierschau, Clubabende – reaktiviert und so führen Christian Helbock und Markus Lobner Interviews mit Freunden und „Komplizen“ des Künstlerhauses und stellen diese aus. Aus der für 2016 geplanten internationalen Schau zu Freunde und Komplizen werden vorab drei künstlerische Positionen präsentiert: Goldin + Senneby, Superflex und Isa Rosenberger.
 
Ausstellungskonzeption: Barbara Steiner in Zusammenarbeit mit Erwin K. Bauer / buero bauer
Kuratiert von: Barbara Steiner
Gestaltung: buero bauer (Julia Gordeeva, Rainer Stadlbauer und Stephan Göschl)
Presse und Ausstellungsorganisation: Nadine Wille
KünstlerInnen: Minna Antova, Stella Bach, Hartwig Bischof, Alexandra Bolzer, Juliana Do, Goldin + Senneby, Alfred Graf, Helmut Grill, Silvia M. Grossmann, Waltraut Gschiel, Susanne Guzei-Taschner, Hermann Härtel, Harald Grünauer, Uta Heinecke, Christian Helbock, Barbara Höller, Snescha Horner-Draganowa, Evelin Klein, Susanne Kittel-Haböck, Ondrej Kohout, Georg Lebzelter, Miye Lee, Henriette Leinfellner, Gert Linke, Markus Lobner, Ina Loitzl, Claudia-Maria Luenig, Nina Maron, marshall!yeti, Leslie de Melo, david oelz, Andreas Ortag, Walpurga Ortag-Glanzer, Szilvia Ortlieb, Brigitte Pamperl, Xavier Pérez Gil, Karin Pfeifer, Tanja Prusnik, Werner Rischanek, Rosa Roedelius, Isa Rosenberger, Fritz Ruprechter, Eva S. Pusztai, Roman Scheidl, Stylianos Schicho, Marielis Seyler, Christiane Spatt, Superflex, Maria Temnitschka, Gerlinde Thuma, Jana Wisniewski, Rainer Wölzl, Christiane Wustinger, Susanne Zemrosser, Christa Zeitlhofer, Eef Zipper 
 
 
Zu den einzelnen Formaten:
 
Im Rahmen von 600 Mio. - Freunde und Komplizen, dem ersten Teil des mehrjährigen Projekts, sollen drei von insgesamt zehn historischen Formaten reaktiviert werden: Dies sind die Clubabende, die permanente Ausstellung und die Atelierschau. Bei den beiden letztgenannten handelt es sich im Prinzip um Verkaufsausstellungen.
 
Permanente Ausstellung, 19.9.2014 – 6.1.2015
 
Als die Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens 1868 das Künstlerhaus bezog, erließ sie Ausstellungsrichtlinien. Diese sahen neben großen Überblickausstellungen und internationalen Schauen auch sogenannte „Permanente Ausstellungen“ vor. Für diesen Zweck wurden mehrere Räume „permanent“ offen gehalten, um kurzfristig verfügbare Werke zu zeigen und auch zu verkaufen. Dieses historische Format wird nun reaktiviert.
 
KünstlerInnen: Stella Bach, Hartwig Bischof, Alexandra Bolzer, Juliana Do, Ingrid Gaier, Silvia M. Grossmann, Harald Grünauer, Waltraut Gschiel, Susanne Guzei-Taschner, Hermann Härtel, Uta Heinecke, Christian Helbock, Barbara Höller, Snescha Horner-Draganowa, Susanne Kittel-Haböck, Evelin Klein, Ondrej Kohout, Georg Lebzelter, Miye Lee, Henriette Leinfellner, Ina Loitzl, Gert Linke, Claudia-Maria Luenig, marshall!yeti, Leslie de Melo, david oelz, Andreas Ortag, Walpurga Ortag-Glanzer, Szilvia Ortlieb, Brigitte Pamperl, Xavier Pérez Gil, Karin Pfeifer, Rosa Roedelius, Eva S. Pusztai, Roman Scheidl, Stylianos Schicho, Marielis Seyler, Christiane Spatt, Maria Temnitschka, Gerlinde Thuma, Natalia Weiss, Jana Wisniewski, Christiane Wustinger, Christa Zeitlhofer, Susanne Zemrosser, Eef Zipper
 
Atelierschau, 19.9. – 7.12.2014, in den Ateliers der Mitglieder der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs
 
Im Herbst 1914, als das Künstlerhaus zum Lazarett umfunktioniert worden war, entstand die Idee der Atelierschau. Sie sollte es den Mitgliedern der Genossenschaft bildender Künstler Wiens ermöglichen, auch während des Krieges ihre Werke zu verkaufen. Die Künstler öffneten an bestimmten Tagen ihre Ateliers für das interessierte Publikum, als Werbemittel diente ein Katalogführer. Nun soll die Atelierschau über Wien hinaus ausgeweitet werden: Zwischen dem 19. September und 7. Dezember öffnen Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers.
 
KünstlerInnen: Minna Antova, Baden bei Wien; Stella Bach, Wien; Juliana Do, Wien; Alfred Graf, Wien; Helmut Grill, Wien; Susanne Guzei-Taschner, Gänserndorf; Uta Heinecke, Wien; Barbara Höller, Wien; Susanne Kittel-Haböck, Hadersfeld; Ondrej Kohout, Wien; Margret Kohler-Heilingsetzer, Wien; Snescha Horner-Draganowa, Groß-Enzersdorf; Georg Lebzelter, Wien; Ina Loitzl, Wien; Claudia-Maria Luenig, Wien; Nina Maron, Wien; Leslie de Melo, Wien; david oelz, Wien; Andreas Ortag, Karlstein an der Thaya; Walpurga Ortag-Glanzer, Karlstein an der Thaya; Karin Pfeifer, Hagenbrunn; Tanja Prusnik, Wien; Werner Rischanek, Gleißenfeld; Rosa Roedelius, Baden bei Wien; Fritz Ruprechter, Maria Lanzendorf; Roman Scheidl, Wien; Christiane Spatt, Wien; Natalia Weiss, Wien; Jana Wisniewski, Wien; Rainer Wölzl, Wien; Christa Zeitlhofer, Wien, Eef Zipper, Landegg
 
Clubabende
 
Im Jahr 1953 wurde der Casino-Betrieb im Künstlerhaus eingestellt. Aber schon Ende 1967 sollte es wieder Raum und Gelegenheit für gesellschaftliche Zusammenkünfte von Mitgliedern und Gästen geben: Die Räume des ehemaligen Casinos im Parterre wurden zu einer neuen Galerie umgestaltet und mit Seitenfenstern zum Musikverein und zur Karlskirche versehen. Die Galerie wurde schließlich als Ausstellungsraum und Clubzimmer gleichermaßen genutzt. Mitte der 1970er Jahre wurden die Clubabende beendet. Im Rahmen von 600 Mio. - Freunde und Komplizen wird diese Idee wieder aufgegriffen. Von 11.9. bis 18.12. finden jeden Donnerstag, von 18 bis 20 Uhr, Clubabende, Ausstellungseröffnungen, Vorträge, Diskussionen, Lesungen und Konzerte im Künstlerhaus statt.
 
Drei spezifische Clubabende zur Ausstellung werden von Barbara Steiner, Kuratorin von 600 Mio. - Freunde und Komplizen durchgeführt:
 
Mit den künstlerischen Interessen kann man das Haus nicht erhalten*
Zum Zusammenhang von Kunst und Wirtschaft, 18.9.2014, 19 Uhr

Nur für Herren*
Zur wirtschaftlichen Situation von Künstlerinnen, 23.10.2014, 19 Uhr

Mir ist ein Kapitalist lieber als der Staat*
Zum Thema staatlicher und privater Unterstützung, 11.12. 2014, 19 Uhr
(*Die Veranstaltungstitel sind Zitate von Mitgliedern der Genossenschaft bzw. Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler, sie stammen aus den Jahren 1947, 1951 und 1983.)
 
Vorschau: 250.000 - Freunde und Komplizen*
Die für 2016 geplante Ausstellung mit oben genanntem Titel setzt die mit 600 Mio. - Freunde und Komplizen begonnenen Debatten fort. Steht zunächst die Geschichte des Künstlerhauses im Vordergrund, soll diese zum späteren Zeitpunkt in Beziehung zu Entwicklungen in anderen Ländern gesetzt werden. Der Schwerpunkt der Arbeiten aus der bildenden Kunst, aus Architektur und Design wird auf der Auseinandersetzung mit bzw. der Aneignung von Methoden, Sprachen und Verfahrensweisen der Wirtschaftswelt liegen. Dabei geht es nicht darum, Ökonomisierungsprozesse zu bekräftigen. Vielmehr steht die kritische Herausforderung und aktive Mitgestaltung im Vordergrund.
 
Drei Positionen aus der geplanten Ausstellung sind bereits aktuell zu sehen: Goldin + Senneby, Isa Rosenberger und Superflex. Ihre Beiträge geben einen Einblick in den zweiten Teil von Freunde und Komplizen. Goldin + Senneby nehmen ihren Ausgangspunkt bei August Nordenskiöld, einem Alchimisten aus dem 18. Jahrhundert, und verbinden diese Auseinandersetzung mit algorithmischem Handel an der Börse. Isa Rosenberger rückt in Café Vienne (Auftragsarbeit für Skirball Cultural Center, Los Angeles) Gina Kaus, eine österreichisch-jüdisch-amerikanische Schriftstellerin und Drehbuchautorin, die 1939 in die USA auswanderte, in den Mittelpunkt. Kaus´ Lebenssituation wird mit jener heutiger Künstlerinnen kurzgeschlossen. Superflex zeigen mit Free Shop ein Projekt, das die Gruppe 2003 begonnen und in verschiedenen kulturellen Kontexten gezeigt hat.
* Für Durchführung, Katalog und Begleitprogramm von 250.000 - Freunde und Komplizen sind 250.000 Euro veranschlagt.
 

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