20.11.2015 - 14.2.2016
Ausstellung, Erdgeschoß

Peter Stein – 46 Videos

Die legendären Inszenierungen des großen Regisseurs

Der legendäre Theater- und Opernregisseur Peter Stein wird erstmals in einer Sonderausstellung gewürdigt. Das Künstlerhaus präsentiert auf mehr als 1000 qm Videos von 46 Arbeiten Steins, die referenzielle Aufführungen der 60er Jahre bis in die Gegenwart zeigen. 46 Theater- und Operninszenierungen sind in ihrer gesamten Länge zu sehen und bilden den Kern einer Kunstschau, welche es den Besuchern überlässt, einige Augenblicke zu verweilen oder größere Teile bis hin zu Gesamtaufführungen zu verfolgen. Interviews von und über Peter Stein sowie historische Plakate und Programmhefte ergänzen das Panoptikum des facettenreichen Künstlers und seiner Weggefährten wie Edith Clever, Jutta Lampe, Bruno Ganz, Otto Sander, Peter Simonischek, Maddalena Crippa und Klaus Maria Brandauer.

For the first time, a special exhibition pays homage to legendary theater and opera director Peter Stein. The expansive show at the Künstlerhaus occupies more than one thousand square meters, presenting 46 of Stein‘s highly influential projects from the 1960s through the present. Full-length videos of all 46 theater and opera productions form the core of the exhibition, inviting visitors to look for a moment, or watch longer sections or even whole performances. Interviews with and about Peter Stein, as well as historic posters and program booklets, round out this panoramic overview of the many-faceted artist, and of contemporaries such as Edith Clever, Jutta Lampe, Bruno Ganz, Otto Sander, Peter Simonischek, Maddalena Crippa and Klaus Maria Brandauer.


Über Peter Stein
Seit einem halben Jahrhundert schlägt Peter Steins Theater der Gesellschaft Selbsterfahrungen vor, politisch-kollektiv, utopisch, zwischenmenschlich. Sein immer wieder auch kritisiertes Anliegen gilt der aktuellen Relevanz des Stückes bei größtmöglicher Texttreue zum Original. Der richtungsweisende Schauspieler und Regisseur Fritz Kortner (1892–1970) sah in Stein bereits Ende der 1960er Jahre "die größte Hoffnung für das deutsche Theater", nachdem schon seine ersten Arbeiten in München und Bremen äußerst positiv aufgenommen worden waren.

Ab 1970 produzierte Stein mit einer Gruppe von SchauspielerInnen um Michael König, Jutta Lampe, Edith Clever, Libgart Schwarz, Bruno Ganz und Otto Sander an der Berliner Schaubühne und machte diese rasch zu einer der ersten europäischen Bühnen, vorbildlich in ihrer Organisation (Selbstbestimmungstheater) und in ihren Ergebnissen: Ein Jahrzehnt lang beherrschten die neuesten Inszenierungen der Schaubühne jede Theaterdiskussion. Dass diese enorme Ausstrahlungskraft, durch die Berlin, wie in den 1920er Jahren, wieder zu einer Hauptstadt des Welttheaters wurde, für so lange Zeit anhielt, ist Stein ebenso zu verdanken wie dessen Dramaturgen Dieter Sturm und Botho Strauß sowie Bühnenbildner Karl-Ernst Hermann. Für seine Inszenierungen suchte Stein auch ungewöhnliche Spielorte außerhalb der Schaubühne am Halleschen Ufer. 1981 eröffnete er die neue Schaubühne am Lehniner Platz in einem berühmten Kinobau der dreißiger Jahre, Mendelsohns "Universum", das Architekt Jürgen Sawade nach Steins Vorgaben verwandelte. Hier konnte die gesamte Halle zum Bühnen- oder Zuschauerraum umfunktioniert werden. Die technische Ausstattung dieses Theaters gilt bis heute als bahnbrechend und einzigartig. 1985 legte Stein die Leitung der Schaubühne nieder, arbeitete fortan freischaffend und kehrte nur projektweise zurück.

1992 übernahm Peter Stein die Leitung des Schauspiels der Salzburger Festspiele. Er sorgte für die Wiederherstellung der Gleichberechtigung zwischen Schauspiel, Oper und Konzert, richtete die Perner-Insel als neuen Spielort ein und wandte sich ab 1996 in Zusammenarbeit mit Pierre Boulez und Claudio Abbado auch der Oper zu.  

Für die Expo 2000 in Hannover inszenierte Stein den kompletten Faust von Johann Wolfgang Goethe – ungekürzt mit allen 12.110 Versen des ersten und zweiten Teiles. Für diese 40-Millionen-D-Mark-Produktion gründete Stein seine eigene Firma mit über 80 MitarbeiterInnen. Das Ensemble bestand dabei aus 35 SchauspielerInnen. Als Hauptdarsteller verpflichtete er Bruno Ganz, Christian Nickel, Johann Adam Oest, Robert Hunger-Bühler, Dorothee Hartinger und Corinna Kirchhoff. Bis Dezember 2001 wurde die bislang wohl aufwändigste deutschsprachige Theaterproduktion auch in der Arena in Berlin sowie im Wiener Kabelwerk gezeigt.

In Kooperation mit dem Berliner Ensemble produzierte und inszenierte Stein ab Mai 2007 die elf Akte des Wallenstein von Friedrich Schiller in einer zwölf-stündigen Aufführung auf dem Gelände der alten Kindl-Brauerei in Berlin-Neukölln. Klaus Maria Brandauer spielte die Titelrolle. Mit Brandauer in der Hauptrolle inszenierte Stein auch den Zerbrochnen Krug am Berliner Ensemble (2008), Becketts Das letzte Band in Neuhardenberg sowie König Lear am Wiener Burgtheater (2013).

Stein inszeniert seit seiner Salzburger Zeit regelmäßig an großen europäischen und internationalen Theatern und Opernhäusern, wie Opéra National de Lyon, Teatro alla Scala, Mailand, Stanislawskij-Theater, Moskau, Wiener Staatsoper und The Metropolitan Opera, New York.

Während der Ausstellungs-Laufzeit inszeniert Peter Stein Neuproduktionen von Janáčeks Věc Makropulos an der Wiener Staatsoper (Premiere 13. Dezember 2015) sowie von Verdis Aida am Teatro alla Scala (Februar 2016); Wiederaufnahmen finden an der Finnish National Opera in Helsinki (Schostakowitsch Die Nase aus Zürich, 20. November 2015) und Verdis Macbeth von den Salzburger Festspielen im Palau de les Arts, Valencia (5. Dezember 2015) statt.


Peter Stein - 46 Videos

Theater:


B. Brecht, Im Dickicht der Städte
Werkraumtheater, München 1968

J. W. v. Goethe, Torquato Tasso
Bremer Theater 1969

B. Brecht, Die Mutter
Schaubühne Berlin 1970

H. Ibsen, Peer Gynt (2 Teile)
Schaubühne Berlin 1971

W. Wischnewski, Optimistische Tragödie
Schaubühne Berlin 1972

H. v. Kleist, Prinz Friedrich von Homburg
Schaubühne Berlin 1972

E. Labiche, Das Sparschwein
Schaubühne Berlin 1973

M. Gorki, Sommergäste
Schaubühne Berlin 1974, Filmfassung 1975

W. Shakespeare, Wie es euch gefällt
Schaubühne Berlin 1977

B. Strauß, Trilogie des Wiedersehens
Schaubühne Berlin 1978

B. Strauß, Groß und klein
Schaubühne Berlin 1978, TV-Produktion 1980

Die Orestie des Aischylos, Antiken-Projekt II (3 Teile)
Schaubühne Berlin 1980

N. Williams, Klassen Feind
Schaubühne Berlin 1981, Filmfassung 1983

P. C. d. Marivaux, Der Streit
Schaubühne Berlin 1981

A. P. Tschechow, Drei Schwestern
Schaubühne Berlin 1984

B. Strauß, Der Park
Schaubühne Berlin 1984

J. Racine, Phädra
Schaubühne Berlin 1987

A. P. Tschechow, Der Kirschgarten
Schaubühne Berlin 1989

B.-M. Koltès, Roberto Zucco
Schaubühne Berlin 1990

A. P. Tschechow, Onkel Wanja
Teatro Argentina, Rom 1996

B. Strauß, Die Ähnlichen. Moral Interludes
Theater in der Josefstadt, Wien 1998

W. Shakespeare, Hamlet
Theater der Russischen Armee, Moskau 1998

J. W. v. Goethe, Faust I und II
Arena Berlin 2000

Euripides, Medea
Antikes Theater Syrakus 2004

F. Schiller, Wallenstein
Berliner Ensemble 2007

F. Dostojewski, I Demoni
Athens & Epidaurus Festival, Athen 2010

S. Beckett, Das letzte Band
Schinkel-Kirche, Neuhardenberg, 2013

A. Puschkin, Boris Godunow
Theater „Et Cetera“, Moskau 2015


Oper:

G. Verdi, Otello
Welsh National Opera, Cardiff 1986

G. Verdi, Falstaff
Welsh National Opera, Cardiff 1988

A. Schönberg, Moses und Aron
De Nationale Opera, Amsterdam 1995

A. Berg, Wozzeck
Salzburger Festspiele 1997

A. Schönberg, Schönberg Kabarett
Théâtre National de Nice 1999

G. Verdi, Simon Boccanegra
Wiener Staatsoper 2002

R. Wagner, Parsifal
Osterfestspiele Salzburg 2002

C. Debussy, Pelléas et Mélisande
Opéra National de Lyon 2004

H. W. Henze, Die Bassariden
De Nationale Opera, Amsterdam 2005

P. I. Tschaikowsky, Mazeppa
Opéra National de Lyon 2006

P. I. Tschaikowsky, Eugen Onegin
Opéra National de Lyon 2007

P. I. Tschaikowsky, Pique Dame
Opéra National de Lyon 2008

A. Berg, Lulu
Opéra National de Lyon 2009

L. Dallapiccola, Il Prigioniero
De Nationale Opera, Amsterdam 2010

B. Bartók, Herzog Blaubarts Burg
De Nationale Opera, Amsterdam 2010

D. Schostakowitsch, Die Nase
Opernhaus Zürich 2011

G. Verdi, Don Carlo
Salzburger Festspiele 2013

G. Verdi, Aida
Stanislawski-Musiktheater, Moskau 2014

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