22.6. - 14.7.2018
Ausstellung, Künstlerhaus 1050

UEBER_LEBEN
RED lines - connected

Aiko Kazuko Kurosaki

Fotos der Eröffnung zu sehen auf flickr sowie unter dem folgenden Text, bitte scrollen.

Die Farbe ROT evoziert zahlreiche Assoziationen wie Liebe, Aggression, Blut oder Leidenschaft. Der FADEN zieht sich durch traditionelle und moderne Kulturen mit Bedeutungen wie Verbindung,
Vernetzung, Zusammenhalt oder Schicksal. In Kombination wird dem roten Faden starker Symbolgehalt zugeschrieben. Die Lebensader, der Lebensfaden in der griechischen Mythologie oder der rote Schicksalsfaden, der nach alter japanischer Vorstellung zwei Menschen verbindet. Gegenwärtig ist der Begriff 'Rote Linie' als Grenzsymbol, dessen Überschreitung nicht wieder rückgängig zu machende Folgen hat, wie im Kontext des Klimawandels oder in der Politik, stark präsent.

Aiko verknüpft in einem performativen Akt eine lange rote Schnur zu einer Installation. Die politisch aktivistischen Symbolinstrumentarien, mit den damit verbundenen Emotionen, werden mittels innerer Bilder, abstrahierter, jenseits konventioneller Form und Ästhetik liegender
Körpersprache und extremer Langsamkeit - Elemente aus dem Butoh, einer aktionistisch künstlerischen Tanzform aus Japan - in eine Skulptur transformiert. Die Erfahrung und Beherrschung des Körpers - konfrontiert mit der Unberechenbarkeit des Materials, der Gegebenheit des Ortes und des Moments - ergeben eine Spannung, in deren Feld wiederum den Betrachtenden eigenes Imaginationspotenzial eröffnet wird.

„Der Raum wird in assoziative Zonen aufgeteilt, die am Boden bezeichnet sind. Die Besucher*innen / das Publikum wird eingeladen weitere Zonen hinzuzufügen und eine Schnur über der Zone, deren
Thema sie für wichtig halten oder am meisten anspricht, in das vorhandene Netzgebilde zu applizieren. Es entsteht eine leichte dreidimensionale Netzskulptur die sich über den gesamten
Zeitraum permanent verändert und damit nicht nur evidente Spuren einer zurückgelegten Zeitstrecke in den Raum ziehen, sondern diese auch im Fortschritt der Zeit dynamisch verändern und verzerren. Damit wird in dem Liniengebilde, die der synaptischen Netzstruktur eines Gehirns ähnelt, das sich ebenfalls ein Leben lang permanent den Gegenwartsgegebenheiten entsprechend umformatiert und physisch seine Strukturen verändert, die Veränderbarkeit der Vergangenheit und des Erinnerens haptisch und sichtbar. Gleichzeitig zeigt das Netzgebilde, durch die physische Beteiligung des Publikums an der Skulptur, nicht nur Zeitprozesse, sondern auch die Verteilung des Interesses und Engagements - indem lichte wenig verknotete Bereiche niedriges Interesse und dichte Netzstrukturen und Knoten hohes Interesse indizieren.

Als Butoh-geschulte Künstlerin setzt Aiko bewusst am Ansatz der Netzskulptur an - man mag etwa an die grossen Outdoornetzstrukturen von Janet Echelman oder die ephemeren Netzskulpturen von Chiharu Shiota erinnert sein - um diese, nicht nur als Zeit-Spur, sondern als hyper slow motion Performance einer konvergenten Community, die sich nur über die gespannten „Kristallisationsfäden“ bildet und verknüpft, haptisch im Raum zu materialisieren. Damit wird die Vernetzung - im Gegensatz zu den Vermarktungsmechanismen des Hyperkapitalismus, der diese den sogenannten Hyperdynamics ausliefert - als kollektive Leistung
von selbständigen Individuen verkörpert. Es geht hier nicht um die Bewertung von Personen oder Epochen sondern um die lapidare Erkenntnis der Veränderung der Parameter und Paradigmen, die
unsere Sicht auf die Dinge bestimmen. Sie formen unsere Gegenwart aus der Vergangenheit und die Vision unserer Zukunft, die so weit anders sein wird, als sie von uns allen erträumt oder gefürchtet
wird.“ (Thomas J. Jelinek)

Die Arbeit mit Fäden, Seilen oder Schnüren zieht sich wie ein „roter Faden“ durch viele Arbeiten Aikos: 2001 bei Odysseus.fragmente 1, von Thomas J. Jelinek, Regie, schuf sie als Penelope jeden
Abend aufs Neue mit einer roten Schnur eine Installation auf der Bühne; bei NO COMMENT, einem Schaufensterprojekt 2009, verband sie mit Fäden und Stecknadeln unzählige Papierkügelchen, die
an einen Vogelschwarm erinnerten; 2014 verband sie mit einer ca. 60m langen, aus goldenen Rettungsdecken gedrehten „Nabelschnur“ eine soziale Plastik der bildenden Künstlerin Barbara Anna Husar mit dem Gebäude des Frauenmuseums Hittisau; 2016 wurden auf dem Rosa Luxemburgplatz in Berlin anlässlich der Präsentation des Buches „Verbundenheit“ von Dr.in Susanne Karr die Besucher/innen mit einem 50m Seil in die Performance „mit ein-verbunden“ und
während der Regenbogenparade 2017 entstand aus 2500m langen bunten Schnüren ein Frauen verbindendes Regenbogen-Netz. Im Rahmen des Q202 AtelierRundgangs 2017 fand zum 1. Mal
RED im öffentlichen Raum zusammen mit AktivistInnen statt und REDin im September 2017 im Rahmen des Performance-Abends vom Past-Present-Future Projekt von Sira Zoe Schmid in der Galerie ARCC.at statt. Im Rahmen des Q202 AtelierRundgangs 2018 wurde Aiko´s Installation RED, das in der Zwischenzeit mehrmals als Reaktion auf die Zeichen der Zeit und der Gesellschaft überarbeitet wurde, als RED II für 3 Tage wieder performativ gestaltet.

 

 

Die Eröffnungsperformance / Ausgangssituation
21. Juni 2018, 19 Uhr
Der leere Raum, in dem der Boden mit Kreide in Zonen eingeteilt ist, wo Assoziationswörter und Schlagsätze geschrieben stehen - Kreidestifte zur weiteren Beschriftung des Bodens sind bereitgestellt - das Material, 16000m rote Schnüre liegen bereit - das ist die Ausgangssituation. Aiko eröffnet das Projekt, indem sie die erste rote Linie horizontal im Raum zieht.
Mit:
Aiko Kazuko Kurosaki / Performance
Pia Palme - Soundscape, Komposition
Kaira-Anna Kurosaki / Stimme
Gregor Streng / Soundtechnik
Anschließend findet ein Gespräch mit der Philosophin und Kulturredakeurin Dr.in Susanne Karr  und der Künstlerin statt.

Im Austellungszeitraum
An mehreren weiteren Tagen wird Aiko an dem Netz weiterarbeiten. Aber auch wenn Aiko nicht anwesend ist sind die Gäste immer eingeladen, entweder weitere Felder zu beschreiben oder auch
an den Stellen, die sie thematisch interessieren, das Netz selber zu verdichten, sodass die neuralgischen Punkte immer stärker sichtbar werden. Im Kinosaal wird eine Auswahl der aktivistisch, künstlerischen Aktionen von Aiko im öffentlichen Raum, die thematisch an die aktuelle Arbeit referieren, gezeigt.

Termine, an denen Aiko anwesend sein wird
innerhalb des Ausstellungszeitraumes, jeweils dienstags, donnerstags und samstags: 15 bis 18 Uhr


Vermittlungsangebot für Schulen und Gruppen

ROTE FÄDEN VERBINDEN (alle Schulstufen)
Die Künstlerin Aiko arbeitet im Künstlerhaus an ihrer Ausstellung: sie spannt einen roten Faden quer durch den Raum. Die Schüler*innen können ihr dabei helfen und. Aiko ist innerhalb des Ausstellungszeitraumes dienstags, donnerstags und samstags von 15 – 18 Uhr anwesend. Andere Termine auf Anfrage.
Workshopbeitrag: Euro 3,- pro Teilnehmer*in
[Unter 17 Personen Pauschale: Euro 50,-]

Information und Buchung
+ 43 1 5879663 | kunstvermittlung@k-haus.at 
 

Weitere Veranstaltungen
Dienstag, 26. Juni, 17 Uhr
Offenes Meeting der Wiener Perspektive - Working Group Training and Education

Donnerstag, 28. Juni 2018, 18 Uhr
eop - Night: Podiumsdiskussion: "Aktivismus in der Kunst - Kunst im Aktivismus“
Am Podium: Daniel Aschwanden, Romana Hagyo, Thomas J. Jelinek, Aiko Kazuko Kurosaki, Maren Rahmann, starsky
Moderation: Alexandra Gruber

Donnerstag, 5. Juli 2018
ab 15 Uhr: Tag der zivilgesellschaftlich aktivistischen Initiativen - offene Pleni
Mit: SCnCC - System Change not Climate Change, OBRA - One Billion Rising Austria, Plattform 20000 Frauen, Globalistas, Ni Una Menos Austria, u.a.
18 Uhr: Präsentationen der Initiativen
20 Uhr: ISHO NI - Performance - Aiko Kazuko Kurosaki mit Guillermo Horta

Finissage / Schlussperformance
Donnerstag, 12. Juli 2018, 19 Uhr
Mit:
Monika Bauer, Anna Rita Cedroni, Aiko Kazuko Kurosaki, Joana da Silva - Performance
Bernhard Weiss - Sound / Komposition
Zum Abschluss soll das Objekt zu einem guten Zweck versteigert werden. Der Erlös soll der Gruppe/Initiative zugute kommen, die sich für das Thema engagiert, wo das Netz am dichtesten war.

„Die rote Linie - ein Alarmsignal, das heutzutage schon mehrmals auf selbstzerstörerischer Weise ignoriert und überschritten wurde - man denke nur an die schmelzenden Polkappen und an manche Politiker oder Konzernleitungen - daher ist dieses Projekt den aktivistischen Initiativen, mit denen ich in den letzten Jahren kooperieren konnte, gewidmet. Das Netzwerk soll nicht allein meiner Hand entstammen - ich stelle sie allen Interessierten zur Verfügung, gemeinsam mit mir daran zu arbeiten, denn nur in der inter-aktiven Zusammenarbeit kann Empathie, Diversity und Solidarität gelebt werden - nur so können wir UEBER_LEBEN.
Insbesonders einer Performancekünstlerin, Aloise Roth (5. April 1951 – 13. Februar 2018), einer matriarchalen Utopistin, wie sie auch gern bezeichnet wurde, möchte ich dieses Projekt widmen. Sie hat mich die
letzten Jahre im feministischen Kontext immer wieder tangiert, konnte aber krankheitsbedingt selber nicht so stark in Erscheinung treten und ich habe erst posthum erfahren, dass sie auch sehr ähnliche Gedanken gehabt hat wie ich und dies mit einer großen Netzaktion im öffentlichen Raum symbolisch dargestellt hat.
Mein Dank geht auch an das Team des Künstlerhaus 1050, welches mir RED lines connected ermöglicht, an die Künstlerin Petra Paul, die dieses und schon seit geraumer Zeit mehrere Projekte von mir filmisch und fotografisch begleitet, Robert Matzinger (rope work), der mich seil- und knotentechnisch coacht, Axel Fussi für die Übersetzung, Kenan Kilic und Peter Koger, die mich immer hilfreich unterstützen, Edith Schild für das Layout, Thomas J. Jelinek, meinem Mann, der mir immer beratend zur Seite steht und meinen Kindern, die mir so Vieles beigebracht haben
Aiko Kazuko Kurosaki

www.aikaku.net

 

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