7. - 16.3.2019
Ausstellung, Künstlerhaus 1050, Passagegalerie

Haben und Brauchen in Wien: Kunstland Nord

Konzept: Reinhold Zisser

Konzept: Reinhold Zisser

Künstler*innen: Theodor Allesch-Alescha, Peter Fritzenwallner, Luisa Kasalicky, Broncia Koller, Hildegard Joos, Imre Nagy, Flora Neuwirth, Helga Philipp, Victor Schufinsky, Darja Shatalova, Siegfried Zaworka, Reinhold Zisser

HABEN UND BRAUCHEN IN WIEN ermöglicht über den Zeitraum des Projektzyklus sieben Ausstellungen unterschiedlicher Kollektive in einem originalgetreuen Nachbau der Passagegalerie, dem ehemaligen Projektraum des Künstlerhauses am Karlsplatz bis 2016, der Teil der temporären Architektur in der Stolberggasse ist. Die erste Ausstellung hat der Wiener Künstler Reinhold Zisser zusammengestellt und 12 Arbeiten zeitgenössischer Künstler*innen, wie auch historischer Positionen zusammengetragen. Sie sind nun im Original in der Passagegalerie zu sehen, flankiert von mehreren Videos, welche dieselben Werke unter freiem Himmel auf einer Brache am Rande der Seestadt Aspern zeigen.

Reinhold Zisser verantwortet seit 2017 die „Notgalerie“ in der Wiener Seestadt Aspern. Er fand die verlassene ehemalige Notkirche 2015 in Wien Donaustadt, besetzte sie als Projektort und rettete sie 2017 vor einem Abriss indem er sie komplett zerlegte und in der Seestadt wieder aufbaute, wo er sie nun als Projektraum betreibt und als Gesamtinstallation versteht. Dabei konfrontierte sich die lange Historie, welche sich am Brachland des originalen Standortes über Jahrzehnte konserviert hat, mit der rasant voranschreitenden Entwicklung des Wiener Stadtrandes, der mit dem Projekt der Seestadt eines der Zentren der Wiener Stadtentwicklung darstellt.

Die Passagegalerie ist, ähnlich wie die Notgalerie, ein konkret existenter Raum der Architektur von HABEN UND BRAUCHEN IN WIEN. Jedoch verliert diese genauso auf den zweiten Blick an Kohärenz, da sie nur Abbild eines mittlerweile nicht existenten Raumes ist. Der Nachbau der Passagegalerie wird zur Stellvertreterin der Frage nach der Gegenwart der Position und dem Körper des sich seit 2016 in der Sanierung befindenden Künstlerhauses am Karlsplatz und damit zu einer Projektion der Visionen der Potentiale für diesen Ort.

Zwischen diesen beiden Orten - Notgalerie und Nachbau der Passagegalerie - spannt Reinhold Zisser einen Ausstellungsbogen der selbst nur als nicht Reales stattfinden kann. Er erfindet eine Schau mit für ihn wichtigen zeitgenössischen und diesen verwandten historischen Positionen. Diese verschränkt er über eine zweifache Positionierung, auf dem 500.000 m² große Baustellenareal der Seestadt und nun in der Passagegalerie, mit mehrfachen Aufgaben.

Das komplette Baustellenareal wurde Reinhold Zisser dieses Jahr als Experimentierfeld für Kunst im öffentlichen Raum zur Verfügung gestellt, jedoch unter der Voraussetzung einer selbst zu gestaltenden Finanzierung. Sinnbildlich setzte er künstlerischen Arbeiten auf der Brache diesem Ort aus und filmte diese mit einer Kameradrone: Z.B. ein narratives Ölbild von Hildegard Joos, der ersten Frau die 1958 eine Einzelausstellung in der Secession hatte und ein Werk von Broncia Koller, eine der zentralen Künstler*innen der aktuell im Belvedere stattfindenden Ausstellung „Stadt der Frauen“. Zwei von insgesamt zwölf Positionen die diesem Konglomerat an Werken auf der Brache den Titel „Kunstland Nord“ gibt.

Einerseits wirken in den Videos die unwirklich erscheinenden Formationen dieser Ölwerke in der Natur ästhetisch, gleichzeitig fürchtet man um ihr Bestehen auf dem rohen Feld. In der Passagegalerie erfüllt sich dementgegen für einen kurzen Moment eine formale Ruhe, in der die bildnerischen und inhaltlichen Bezüge der zusammen geführten Positionen erfahrbar werden. Auf den zweiten Blick ist für den Organisator Reinhold Zisser aber auch dieser Moment kritisch und er thematisiert darin seine für ihn schwierige Position als im öffentlichen, politischen Raum agierender Künstler und bezieht sich damit auf den Kontext des Anliegens des Projektzyklus HABEN UND BRAUCHEN IN WIEN: Schnell wird klar, dass nicht einmal der Ort der Ausstellung real ist. Weder die Produktionsbedingungen sichern ihn institutionell ab, noch seine subjektiv kuratorische Setzung der für ihn so wichtigen künstlerischen Werke. Es ist ein über mehrere Punkte gelagertes Konstrukt von Positionen und Aufgaben, dass auf jedem dieser Punkte eine Funktion zu erfüllen hat.

www.reinholdzisser.com


 

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