1.4. - 29.5.2011
Ausstellung, Erdgeschoß

Josef Pillhofer

Das Ideal der Proportion

Josef Pillhofer (1921-2010) ist einer der bedeutendsten Vertreter der klassischen Moderne nach 1945 im Bereich der Skulptur in Österreich.
Der Wotruba-Schüler setzte sich konsequent mit den Grundprinzipien und Möglichkeiten kubistischer Formensprache auseinander und suchte stets Verdichtung durch Reduktion. Sein Œuvre ist von der Arbeit mit parallel behandelten naturalistischen und abstrakten Konzepten gekennzeichnet, weshalb sich bei Pillhofer Figuration und Abstraktion nicht ausschließen.

Das Künstlerhaus widmet seinem ehemaligen Mitglied eine Schau - ursprünglich anlässlich seines 90. Geburtstags geplant - die ihren Fokus auf Skulpturen aus allen Schaffensperioden legt und diese in Gegenüberstellung zu seinem grafischen Werk, seinen Skizzen, Zeichnungen und Collagen präsentiert.

Die Ausstellung unternimmt erstmals den Versuch die Artefakte einer über 70 Jahre dauernden künstlerischen Entwicklung in stilistische Themengruppen zu gliedern und mit musterhaften Exponaten zu veranschaulichen, die großteils aus persönlichen Beständen des Ateliers im Wiener Prater und der Pillhofer-Skulpturenhalle in Neuberg an der Mürz / Steiermark zusammengestellt wurden.

Innerhalb seines bildhauerischen Schaffens mit Stein, Bronze, Eisen, Blech, Holz und Marmor steht die menschliche Figur im Vordergrund. Immer wieder schuf er aber auch Werke, die einen architektonischen Charakter besitzen. Als Zeichner ist die Landschaft für ihn wichtig - für ihn die Verbindung zur Natur, letztendlich auch wieder zum Körper des Menschen.

Pillhofer resümierte: „Meine Arbeit hat mich gelehrt, dass die Bestimmung einer endgültigen Form von der Vorstellung eines inneren Zentrums, dem alle bildnerischen Verhältnisse zugeordnet sein müssen, abhängt. Der Umriss, die Silhouette, ist die Begrenzung, welche von innen her bestimmt wird und der Masse der Materie zu einem harmonischen Erscheinungsbild verhilft."

Josef Pillhofer wurde 1921 in Wien geboren und wuchs in Mürzzuschlag auf. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Graz (1938-41) begann er das Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er hatte Stipendien in Paris (1950-51) und später in Rom (1957). In Paris an der Académie de la Grand Chaumière war er Schüler von Ossip Zadkine. Er unterhielt regen Kontakt zu Constantin Brancusi, Henri Laurens, Alberto Giacometti und Serge Poliakoff. Mit dem Dichter Paul Celan und der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann verband ihn eine Freundschaft.

1954 und 1956 vertrat er Österreich auf der Biennale in Venedig. Von 1954 bis 1968 war er Lehrbeauftragter (und Assistent bis 1970) an der Akademie der bildenden Künste in Wien, von 1970 bis 1981 Professor für Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Graz und von 1972 bis 1974 Ordinarius für künstlerisches Gestalten an der Technischen Universität Graz. 1986 Dozent für plastisches Gestalten an der Internationalen Sommerakademie Salzburg.

1952 bis 1959 war er Mitglied des Art Clubs, 1955 Mitglied der Secession und 1959 Gründungsmitglied des Vereins „Die Gruppe 59“ mit dem Kunsthistoriker Heimo Kuchling und Künstlern wie Oswald Oberhuber, Adolf Frohner, Otto Muehl, Matthias Kohn und Joannis Avramidis. Seit 1997 war Josef Pillhofer Mitglied des Künstlerhauses. Er wurde mehrfach ausgezeichnet wie zum Beispiel mit dem Theodor-Körner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis und dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Josef Pillhofers Werke befinden sich unter anderem im Belvedere, in der Albertina, im Storm King Art Center in New York sowie in Tokyo, Boston Montreal und Assuan.

Das Künstlerhaus bedauert sehr, dass sein geschätzter Kollege und langjähriges, engagiertes und verdientes Mitglied Josef Pillhofer diese Ausstellung nicht mehr selbst miterleben kann. Mit ihm ist nicht nur eine große Künstlerpersönlichkeit der österreichischen Bildhauerszene, sondern auch einer der liebenswertesten Menschen von uns gegangen.

Ein großer Künstler und Mensch, der sich in seinem Wirken und Schaffen selbst kompromisslos treu blieb und durch seine Kunst weiter präsent bleibt.

Die Ausstellung steht unter dem Ehrenschutz von Landeshauptmann Franz Voves.

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