17.6. - 16.10.2011
Ausstellung, Erdgeschoß

Beziehungsarbeit

Kunst und Institution

Mit Beiträgen von:
Georg Baselitz, Helke Bayrle, Martin Beck, Linda Bilda, Monica Bonvicini, Marcel Broodthaers, Daniel Buren, Céline Condorelli & Gavin Wade, Josef Dabernig, Carola Dertnig, Heinrich Dunst, Maria Eichhorn, Robert Filliou, Andreas Fogarasi, Claire Fontaine, Andrea Fraser, Peter Friedl, Katharina Fritsch, Sandra Gamarra, Mario Garcia Torres, General Idea, Dan Graham, Guerrilla Girls, Hans Haacke, Natascha Sadr Haghighian, Marlene Haring, Lise Harlev, Erwin Heerich, Christian Helbock, Nikolaus Hirsch & Philipp Misselwitz (in Kollaboration mit Judith Hopf, Raqs Media
Collective, Tobias Rehberger, Rirkrit Tiravanija, Anton Vidokle und Eyal Weizman), Candida Höfer, Emily Jacir, Leopold Kessler, Michael Kienzer, Per Kirkeby, Yves Klein, Matthias Klos, Mierle Laderman Ukeles, Louise Lawler, Erik van Lieshout, Marko Lulic, Dorit Margreiter, Tom Marioni, François Morellet, Ivan Moudov, Christian Philipp Müller, Nils Norman, Brigitte Pamperl, Lia Perjovschi, Walter Pichler, Florian Pumhösl, Tobias Rehberger, Gerwald Rockenschaub, Stefan Römer, Ulrich Rückriem, Werner Ruhnau, Karin Sander, Thomas Schütte, Robert Smithson,Yuji Takeoka, Sofie Thorsen, Wolf Vostell, Franz Erhard Walther, Wochenklausur, Jun Yang, Heimo Zobernig

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Bücher zu Michael Asher
Ein Zitat von James Lee Byars
Kopien der Ordner von Christopher D´Arcangelo
Ein Buch von Rémy Zaugg

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Ausstellungsinformation / Exhibition information.pdf


Please see English version below

Es ist ein zwiespältiges Verhältnis, welches Künstler/innen an die Institutionen ihres Feldes bindet und mehr denn je sind sich Künstler/innen der Verstrickung ihrer Arbeit mit den institutionellen Rahmenbedingungen ihrer Präsentation
bewusst. Am Kreuzungspunkt zwischen den Ansätzen der Institutionskritik, die sich Schritt für Schritt zu einer allumfassenden Methode künstlerisch-gesellschaftlicher Bezugnahme entwickelt hat, den verschiedenen Ausformungen
ortsspezifischer Kunst und ebenso vielfältigen individuellen Herangehensweisen ist der künstlerische Zugriff auf die Orte und Systeme der Vermittlung allumfassend geworden. Die Palette reicht von der Entwicklung modellhafter Räume über Funktionsverschiebungen und Eingriffe in die operativen Systeme bis hin zur Nutzbarmachung institutioneller Ressourcen für soziale oder aktivistische Zwecke.

Das Projekt „Beziehungsarbeit” widmet sich – anlässlich des 150-Jahre Jubiläums der Künstler/innenvereinigung Künstlerhaus – der Vielfalt dieser Zugriffe anhand von Beispielen aus den letzten vier Jahrzehnten. Der Ausgangspunkt liegt dabei auf der Behauptung eines symbiotisch-konstruktiven Verhältnisses zwischen Produktion und Institution und dessen Ausformung als Wunschvorstellung, Inbesitznahme, Mitgestaltung, Kritik und Abwendung.

Häufig im Grenzbereich politischer Aktivität und künstlerischer Praxis, mitbeeinflusst aus ironisch-subversiven Herangehensweisen von Fluxus und Dada, und nicht zuletzt wesentlich geprägt durch ein erweitertes Verständnis von Institutional Critique und Site-Specificity als gesellschaftliche Bezugnahme, wurden die Orte und Strukturen von
Kunstpräsentation und Vermittlung spätestens seit den 1960er Jahren zu Objekten der Kritik. Direkte Bezugnahme auf Ausstellungsinstitutionen zählt seither beinahe bereits zum „Repertoire” der jeweils aktuellen Kunst.

Bereits sehr früh zeichnet sich jedoch ab, dass jenen Arbeiten, die eine analytisch-kritische Haltung mit räumlicharchitektonischer Praxis verbinden – zumindest metaphorische – Potenziale zur Veränderung der Institutionsstrukturen und der Rezeptionserfahrung beinhalten und dass – in nur scheinbarem Gegensatz zu einer offensiv kritischen Haltung – Museen, Galerien, Kunsthallen und Sammlungen „Objekte der Begierde” künstlerischer Arbeit sein können.

Es scheint selbstverständlicher Bestandteil des Verhältnisses zwischen Künstler/innen und Institutionen zu sein, dass aus einer
Nahebeziehung starke wechselseitige Erwartungshaltungen und Forderungen erwachsen, die den Wunsch mit einschließen, die Trennlinien zu verwischen und Bestandteile des Institutionellen in die eigene künstlerische Arbeit zu integrieren oder dieser Nahebeziehung an den jeweiligen Orten Ausdruck zu verleihen.

Die Ausstellung wird durch Materialien aus dem Archiv des Künstlerhauses kontextualisiert. Die Dokumente beziehen sich auf ausgewählte Themen der Künstler/innenselbstverwaltung des Hauses mit einem besonderen Augenmerk auf Umbaudiskussionen, Nutzungsfragen und Debatten zum Selbstverständnis der Künstler/innenvereinigung seit den 1960er Jahren, wie sie sich in Vorstandsprotokollen oder Planungsunterlagen widerspiegeln. Die Materialien werden auf einem Rollrahmensystem präsentiert, welches seit den 1990er Jahren zur Standardausstattung des Künstlerhauses
gehört. Die Dokumente dienen als flexible Erweiterungen des Themen- und Begriffsraums der Ausstellung, während sie zugleich das Projekt in den ständigen Diskussionsprozess des Hauses einbinden.

Kurator: Martin Fritz


English version

Artists are bound to the institutions in their field by an ambivalent relationship, and they are more aware than they have ever been of how their work is involved with the institutional framework of its presentation. At the intersection between
the premises of institutional critique – which has developed step by step into a comprehensive method of artistic social contextualisation – and the different manifestations of site-specific art, numerous examples of works are to be found that
adopt a close architectural, social, structural and processual relationships to the institutions of their presentation. Artistic approaches to the locations and systems of mediation have become all-inclusive, ranging from the development of
model spaces via shifts in function and interventions in the operative systems, to the utilisation of institutional resources for economic, social or activist ends.

The project Beziehungsarbeit (Relationship Building) is dedicated to the diversity and intensity of these methods adopted by artists. The 150th anniversary of the Vienna Künstlerhaus, the oldest Austrian artists’ association, offers an appropriate occasion for this project.The starting point is the assertion that there is a symbiotic-constructive relationship between production and institution, and that this takes shape as ideal, appropriation,
co-creation, critique, and rejection.

Frequently in the crossover between political activity and artistic practise influenced by, inter alia, ironic subversive approaches adopted by Fluxus and Dada, and not least fundamentally driven by Institutional Critique and site-specifity – understood as a manifestation of the social context – the locations and structures for art presentation and mediation became the subject of critique since the 1960s, at the latest. Direct reference to institutional exhibition spaces has since belonged to the 'repertoire' of current art.

It was early to be observed that those works which combined an analytical critical approach with spatial / architectural practise – at least metaphorically – had the potential to change institutional structures, or the experience of their
reception. In only apparent contradiction to an offensive critical approach is the fact that museums, galleries, exhibition halls and collections can be objects of desire for artworks. It appears to be a constituent element of the relationship between artists and institutions that mutual expectations and demands emerge from a close relationship that include the wish to blur the categorisation and to integrate elements of the institution into their own works.

The context of the exhibition is shown by selected material from the Künstlerhaus archives. These documents address selected themes relating to the institution's organisation by artists themselves, with special attention paid to the discussion of the building's remodelling, functional issues and debates on the artists association's image and selfdefinition since the 1960s as reflected in the minutes of board meetings and planning documents. This material is reproduced on bulletin boards and presented on a rolling frame system that has been in regular use at the Künstlerhaus
since the 1990s. The documents serve as a flexible extension of the thematic space of the exhibition while integrating the project concretely in the ongoing process of discussion within the institution.

Curator: Martin Fritz

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