25.5. - 10.6.2012
Ausstellung, Passagegalerie

Kirsten Helfrich

Jelängerjelieber

„(...) Er wurde von den Erzkochern stillschweigend als der neue Herr dieses Hauses angesehen, das allmählich wieder ins Dickicht zurücksank; Efeu umfing die Außenmauern und verdunkelte Fenster um Fenster, bis manche Läden sich nicht mehr öffnen ließen und unter den wächsernen Herzen der Blätter verschwanden.(...)“ aus Christoph Ransmayer, Die letzte Welt, Seite 220

Ausgehend von den örtlichen Gegebenheiten rund um die k/haus Passagegalerie entwickelt Kirsten Helfrich eine ortspezifische Installation, die sich auch auf die umliegende Unterführung und die Baugerüste erstreckt. Im Ausstellungsraum scheint die Zeit des Umbaus ein Dornröschenszenario provoziert zu haben: Der Raum ist über und über mit Kletterpflanzen überwuchert, das Grün verschließt Tür und Fenster und macht die Galerie unpassierbar. Hier hat sich die Natur ihren angestammten Platz zurückerobert. Helfrichs Inszenierung verdrängt den Kunstraum oder macht im Umkehrschluss das vorher so selbstverständlich Betrachtete wieder sichtbar.

Ikonologisch betrachtet verweisen die immergrünen Kletterpflanzen wie Efeu als Symbole auf das ewige Leben und die Treue. Ihr Überleben hängt am Objekt, an das sie sich klammern und anschmiegen. Helfrich, die des öfteren in ihren Installationen mit der Vergänglichkeit der Materialien arbeitet, lässt die Pflanzen bewusst verdursten. Damit ufert das Wachstum nicht aus, sondern erstickt und erinnert in seinem Absterben auch noch deutlicher an verlassene Orte, Friedhöfe und Mausoleen. Im strategischen Bruch dazu illuminiert die Galeriebeleuchtung am Tag und in der Nacht das Geschehen. Das Licht suggeriert Leben und Aktivität. 

Im Titel zur Ausstellung spiegelt sich diese Ambivalenz. Jelängerjelieber bezieht sich auf die umgangssprachliche Bezeichnung des Geißblatts, einer unkontrollierbaren, wohlriechenden Kletterpflanze, die etwa Rubens bereits für sein eigenes Hochzeitsbild verewigt hat. Der Titel evoziert aber auch das Wuchern der Kunst, die sich ihren Platz nimmt. Im Format einer zeitlich begrenzten Ausstellung, die eigentlich ihr Nichtausstellen zum Thema hat, entwickelt Kirsten Helfrich damit ein lustvoll raffiniertes Spiel der Bezüge.


Kuratorin:
Natalia Weiss



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