20.10. - 5.11.2023
Ausstellung, Künstlerhaus, Factory

HERBERT BRANDL – THINK BIG

Aus der Sammlung Thomas Angermair

"Man kann sich schon fragen, was macht diese Landschaft heute da, ohne Autobahn, ohne Menschen, ohne Zivilisation. Das ist ja keine reale Landschaft. Es ist auch keine ideale Landschaft. Es ist eine Landschaft aus Farben, die aus dem Pinsel rinnt."
Herbert Brandl

Das Werk erscheint subjektiv, unbekümmert und lebensbejahend, der malerische Prozess in seiner kraftvollen Geste unmittelbar spürbar: Herbert Brandl hat in den vergangenen vier Jahrzehnten ein künstlerisches Œuvre von internationaler Dimension geschaffen, das sowohl in Figuration wie auch in Abstraktion einen bedeutenden Beitrag zur Malerei in der Gegenwart leistet. In den atmosphärischen Farbräumen sind häufig Anklänge an Landschaften und Naturräume zu entdecken, die Oberflächen erzeugen flirrende Licht- und Naturstimmungen, die an die Landschaftsmalerei von Claude Monet oder William Turner erinnern. Auf den großformatigen Bildern sind die Spuren des Malvorgangs oft deutlich sichtbar; erkennbare Pinselstriche, Übermalungen und Farbschlieren lassen den figurativen Bildgegenstand hinter den Malakt zurücktreten. "So große Leinwände musst du auch körperlich in den Griff bekommen. Auf so großen Leinwänden darfst du auf keinem Millimeter versagen", betont Brandl. "Deshalb ist für mich ein Plan notwendig, den ich aber oft in dem Moment, in dem ich an die Leinwand gehe, schon über Bord geworfen habe. […] Es ist also eine Mischung aus totaler Vorbereitung und der Bereitschaft, die Vorbereitung fallen zu lassen, um in etwas Unkontrolliertes überzugehen."

Ab etwa 2000 entsteht eine große Werkserie mit Gebirgslandschaften, für die Brandl Vorlagen vom Himalaja und von den Dolomiten verwendet. Der Künstler transformiert das emotional, historisch und symbolisch stark befrachtete Bergmotiv in freie Malerei – es geht ihm nicht um das Abbilden und anschließende Wiedererkennen eines bestimmten Berges. Seine Bergbilder haben keine Titel: "[…] mich interessiert nicht, wie der Berg benannt wurde, sondern eher das Wesenhafte der Form des Berges. Der Prozess von der leeren Leinwand zum Berg auf der Leinwand ist für mich vielleicht das gespielte alpine Erlebnis."

Die Ausstellung vereint Hauptwerke von Brandls Berg- und Landschaftsmalerei mit einer Reihe von außergewöhnlichen Bronzeskulpturen, die als dreidimensionale Malereien begriffen werden können und häufig Tiere wie Katzen oder Hyänen darstellen. (Günther Oberhollenzer)

 

Zitate von Herbert Brandl aus: Interview von Robert Fleck, 2007, www.biennale07.at; Stella Rollig, Rolf H. Johannsen (Hg.), Herbert Brandl. Exposed to Painting, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2020; "Herbert Brandl im Gespräch mit Hans Ulrich Obrist", in: Peter Weibel, Günther Holler-Schuster (Hg.), Herbert Brandl, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2002.

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